Sprechende Bäume, Daten gegen Diskriminierung von Frauen, KI-Geo-Finder, Satellitenjournalismus für Lokalmedien – die neuen Förderprojekte des WPK-Innovationsfonds
Der WPK-Innovationsfonds Wissenschaftsjournalismus fördert sieben weitere journalistische Innovationsideen mit insgesamt 145.000 Euro.
Die nächste Bewerbungsphase startet am 1. Juni 2024 und endet am 22. August 2024.
Zum vierten Mal wählte eine unabhängige Jury die Projektideen aus, die in ihren Augen die innovativsten Wege im Wissenschafts- und Datenjournalismus beschreiten – darunter vier Teams, die neue Formen eines zukunftsorientierten Journalismus und Berichterstattung mit Satelliten und Künstlicher Intelligenz ermöglichen wollen.
In der experimentellen Förderlinie A hat sich die Jury für ein Konzept entschieden, das die komplexen Vorgänge des Klimawandels durch audiovisuelle Übersetzung von Forschungsdaten greifbar macht, indem Bäume mit Wiki und Chatbot zu Wort kommen („If Trees could Talk“). Außerdem befürwortete die Jury das Projekt „Double X“: Hier soll ein neuer Datensatz zur Diskriminierung von Frauen ab 45 Jahren eine belast- und überprüfbare Basis für die Berichterstattung über gendered ageism schaffen.
In der längerfristigen Förderlinie B wurden fünf innovative Ideen bewilligt: Der „KI-Geo-Finder“ will anhand hoch aufgelöster Satellitenbilder und vortrainierter KI-Algorithmen Objekte und Muster identifizieren, um Geschichten aus der Region zu generieren. Unterstützt wird das Projekt vom Vertical52-Team, das zudem mit einer eigenen Idee erfolgreich war: Eine Toolbox für Satellitenjournalismus inklusive Schulungsprogramm ermöglicht es zukünftig Lokal- und Exilmedien, Analysen aus dem All durchzuführen.
Mit „Futures Journalism“ und der Plattform „1E9 Zukunftsjournalismus 2.0“ haben sich zwei Projekte durchgesetzt, die sich dem lösungs- und zukunftsorientierten Journalismus verschrieben haben: Futures Journalism verknüpft Journalismus und Zukunftsforschung miteinander, um partizipative Perspektiven für die Zukunft zu schaffen und Journalist:innen die Analyse komplexer Zukunftsszenarien zu erleichtern. 1E9 will mit Zukunftsjournalismus 2.0 allen Zukunftsoptimist:innen eine interaktive, mediale Community bieten, in dem konstruktiv und hintergründig über neue Technologien, Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Lösungswege für die Herausforderung unserer Zeit berichtet wird.
Ebenso überzeugt war die Jury von „MedWatch reloaded“: Aus dem MedWatch.de-Team wird ein Recherchekollektiv, das evidenzbasierten Qualitätsjournalismus in andere Redaktionen trägt: investigativ und mit thematischem Fokus auf verbraucherrelevanten Gesundheitsthemen.
Für die sieben neuen Projekte hat die Jury insgesamt 145.000 Euro bewilligt; hinzu kommen Mittel für Beratungsleistungen, die die Bewerberteams zusätzlich beantragen konnten.
Die Teams und ihre Projekte im Einzelnen:
Förderlinie A (bis zu 10.000 Euro):
- Klara Harden: „If Trees could Talk”
- Carolyn Braun: „Double X – Daten gegen Diskriminierung“
Förderlinie B (bis zu 75.000 Euro):
- Anna Behrend (NDR Data): „KI-Geo-Finder“
- Marcus Pfeil (Vertical52): „Satellitenjournalismus für Lokal- und Exilmedien“
- Sigrid März: „MedWatch reloaded: Evidenzbasierte Recherchen für alle”
- Simone Engelhardt (shape of new): “Futures Journalism”
- Wolfgang Kerler (1E9): “Zukunftsjournalismus 2.0”
Ausführlichere Infos zu den ausgewählten Projekten gibt es auf der Webseite des WPK-Innovationsfonds: https://innovationsfonds.wpk.org.
Die nächste Bewerbungsphase startet am 1. Juni 2024.
Bewerber:innen können ihre Projektideen bis zum 22. August 2024 einreichen.
Die Förderer: Joachim Herz Stiftung, VolkswagenStiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Schöpflin Stiftung, Rudolf Augstein Stiftung, ZEIT-Stiftung Bucerius.
Die Jury: Mustafa Benali (Quarks Digital/WDR), Georg Dahm (Fail Better Media), Prof. Dipl.-Journ. Christina Elmer (Professorin für Digital- & Datenjournalismus/TU Dortmund), Peter-Matthias Gaede (Freier Autor/ehem. Chefredakteur GEO), Elisa Harlan (Team Lead SWR Data Lab), Prof. Dr. Maren Urner (Professorin für Medienpsychologie), Ruurd Oosterwoud (Founder and CEO, DROG).
Der Hintergrund: Die Wissenschaftspressekonferenz (WPK), Deutschlands Verband der Wissenschaftsjournalist:innen, hat im Mai 2022 den WPK-Innovationsfonds Wissenschaftsjournalismus gestartet. Der Innovationfonds unterstützt Pionier:innen, die im Wissenschafts- und Datenjournalismus neue Wege beschreiten wollen, finanziell und beratend. Mit der Förderung durch sechs angesehene Stiftungen können jährlich rund 300.000 Euro an Antragstellende vergeben werden. Eine unabhängige Jury begutachtet die Anträge. Der Innovationsfonds hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird jährlich zwei Mal ausgeschrieben. Die Arbeit des Fonds wird mit einer transformativen Forschung durch die Bauhaus-Universität Weimar umfassend begleitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Forschungsprojekt.
Kontakt:
WPK – Die Wissenschaftsjournalisten
Wissenschaftspressekonferenz e.V.
Holger Hettwer | Geschäftsführer
Rosenstr. 42-44, 50678 Köln
T 0221-337717-11