Correctiv.Europe

Der Lokaljournalismus ist ein wirkmächtiger Hebel, um abstrakte Krisen zu übersetzen und konkrete Handlungsspielräume aufzuzeigen, da er nah genug an der Lebenswirklichkeit von Menschen vor Ort dran ist. Datenjournalistische Ansätze können hierbei eine zentrale Rolle spielen, da sie Zusammenhänge zwischen lokalen Begebenheiten und größeren Trends erkennbar werden lassen.

Mit CORRECTIV.Europe soll zum ersten Mal ein auf Langfristigkeit angelegtes Netzwerk für Lokalmedien und -journalist*innen entstehen, das explizit datengetriebene Recherchen auf der lokalen Ebene in ganz Europa umsetzt. Damit möchten wir bestehende Angebote im Crossborder-Journalismus bewusst um die lokale Ebene erweitern und die wichtige Arbeit von Lokaljournalist:nnen und -redaktionen stärken und sichtbarer machen.

Auf der methodischen Ebene kann die Arbeit im Netzwerk Ressourcen freisetzen, die es so für einzelne lokale Recherchen nicht gegeben hätte. Gerade im Bereich Datenjournalismus haben viele Redaktionen wenig bis gar keine Kapazitäten. Durch eine gründliche Vorrecherche, aufbereitete Datensätze und gezielten Wissensaufbau stärken wir die Qualität der lokalen Berichterstattung nachhaltig und ermöglichen die Veröffentlichung relevanter, datengetriebener Geschichten mit gesellschaftlicher Wirkung. Dies kann für Redaktionen auch ein entscheidender USP werden, um neue Zielgruppen zu erreichen und ihr Publikum zu begeistern.

Auf der inhaltlichen Ebene adressieren wir damit die Lücke in der Vermittlung von Themen mit grenzübergreifender Relevanz, die jedoch ganz konkrete lokale Auswirkungen haben. In der kollaborativen Bearbeitung treten Trends und Muster zutage, und im Sinne eines konstruktiven Ansatzes werden auch mögliche Lösungsansätze, Zuständigkeiten und Handlungsoptionen sichtbar. Dies stärkt nicht nur die Lösungsfindung zu einzelnen Themen, sondern macht auch die Demokratie für Bürger:innen in ganz Europa erlebbar, indem sie in Recherchen miteinbezogen werden und Möglichkeiten zum gemeinsamen Handeln aufgezeigt bekommen.

Unseren Ansatz haben wir in einer ersten Pilotrecherche zu industrieller Luftverschmutzung in Deutschland, Polen, Ungarn und Italien getestet. Mithilfe der Förderung des WPK Innovationsfonds möchten wir die Recherche auf insgesamt 20 Länder ausweiten und das europäische Netzwerk weiter aufbauen.

Olaya Argüeso Perez, Chefredakteurin Correctiv.Europe