Deine XR-Reporterin

Eine Reporterin geht an einen Ort, den sie nicht selbst ausgesucht hat, sondern ihr Publikum. Sie stellt nicht ihre Fragen, sondern die des Publikums, das sie fernsteuert: Die XR-Reporterin stellt ihren Körper, ihre journalistischen Skills zur Verfügung, um Transparenz und Beteiligung auf eine neue Ebene zu heben und das traditionelle Verhältnis von Wissenschaftsjournalistin und Zielgruppe zu durchbrechen.

Bei der Zielgruppe handelt es sich um junge Erwachsene, die sich in den Medien nicht repräsentiert fühlen und möglicherweise das Vertrauen in diese verloren haben. Es gibt bereits Ansätze, diese Gruppe für journalistische Inhalte zu gewinnen, doch die meisten Projekte enden, bevor echte Beteiligung einsetzt. Die Folge: Die Ergebnisse verbleiben in einer elitär-akademisch geprägten Blase.

Das ändert „Deine XR-Reporterin“, weil sie nicht für die Zielgruppe arbeitet, sondern mit ihr. So werden reale Bedürfnisse bereits während der Produktion des Endproduktes eingearbeitet. Dieses ist möglich dank einer neuen Technologie: XR (=extended reality) steht für die Überschneidung von Realitäten mit Hilfe von Technologie. Das Projekt nutzt diese Technologie in Form eines Augmented-Reality-Headsets, um für eine gezielt ausgewählte Gruppe von Menschen radikal transparent zu sein. Dank der XR-Brille kann die Gruppe live bei der Recherche dabei sein und diese beeinflussen, indem sie der XR-Reporterin Hinweise und Fragen auf das Headset schickt. Die Reporterin recherchiert dabei zu einem Thema, das der Gruppe wichtig ist und sie selbst ausgewählt hat.

Das Projekt plant einen radikalen Perspektiv- und Rollenwechsel, der helfen soll, journalistische Themen und Inhalte zu hinterfragen, neu zu finden und eine ganze Zielgruppe besser zu erschließen. Auf diese Weise soll langfristig Medienvertrauen bei jungen Erwachsenen gestärkt werden. Gleichermaßen hilft das Projekt, bei der Gruppe Teilhabe dank neuester technischer Entwicklungen zu fördern.

Wissenschafts- und Technik-Journalistin Eva Wolfangel beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit den Möglichkeiten virtueller und erweiterter Realitäten – sowohl für die Recherche als auch für journalistische Darstellungsformen. Im Rahmen ihrer Gastprofessur in der Uni Heidelberg 2021/22 forschte sie zudem zum Vertrauensverlust in die Medien. Im Projekt XR-Reporterin vereint sie die Erkenntnisse aus beiden Bereichen für neue Ansätze, um den Journalismus in eine gute Zukunft zu führen.